Aufgabe des Iserlohner Glockenspiels

Aufgabe des Iserlohner Glockenspiels

Die Potsdamer Stadtfraktion von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN hegt eigene Pläne für das umstrittene Iserlohner Glockenspiel an der Plantage. Ein neuer Antrag schlägt vor, die Bronzeglocken einzuschmelzen. Das Geld aus dem Verkaufserlös des Materials soll für Kulturarbeit in Potsdam verwendet werden.

Auslöser für den Antrag ist das Gutachten der Garnisonkirchenstiftung. Es bestätigt den revisionistischen Charakter der Glockeninschriften. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Saskia Hüneke sagt dazu: „Unser Vorschlag klingt sehr radikal und wird Anlass für Diskussionen sein. Man kann natürlich argumentieren: Die Inschriften hört man ja nicht. Aber Glockeninschriften sind seit jeher programmatisch. Hier verknüpfen sie in ihrer Gesamtheit auf inakzeptable Weise christliches Gedankengut, preußische Geschichte und den Geschichtsrevisionismus aus reaktionären Kreisen der alten Bundesrepublik. Diese Aussage war 1990 nicht klar und nicht gewollt, als die Annahme des Geschenkes aus Iserlohn beschlossen wurde. Auch wichtigen Spendern war das damals so sicher nicht bewusst. Mit den Erkenntnissen von heute können wir uns aber nicht vorstellen, die Glocken an diesem oder auch an einem anderen Ort zu belassen. Es lässt sich darüber streiten, ob sie auf ihre Weise ein bewahrenswertes Zeitzeugnis darstellen. Aber wenn wir uns vor Augen halten, dass die Stadt schon Probleme hat, die Aufbewahrung der wertvollen Sammlungen des Potsdam-Museums angemessen zu finanzieren, muss man realistisch bleiben. Auf Dauer wird kein Geld für das Einlagern dieses großen Glockenspiels da sein. Unser Antrag ist die schlichte Konsequenz aus alldem. Eine Dokumentation zur Geschichte des Iserlohner Glockenspiels bleibt erforderlich.“


„Weitere Idee für das Glockenspiel der Garnisonkirche“ – PNN, 11.08.2020

„Linke und Grüne wollen Glockenspiel einschmelzen“ – PNN, 10.08.2020

„Wird es eingeschmolzen? Böse Töne um Potsdamer Glockenspiel!“– Bild Zeitung Berlin, 12.10.2020

Kommentar – MAZ online, 12.10.2020